Investmenthypothese Oxford Nanopore Technologies

Oxford Nanopore ist ein spannendes Unternehmen aus dem Bereich DNA- und RNA-Sequenzierung und seit Beginn des 10xDNA-Fonds Teil des Portfolios. In diesem Artikel stellen wir das Unternehmen vor und erläutern unsere Investment­hypothesen. Eine Zusammenfassung findet ihr auch im folgenden Video auf Youtube.

11:24

Was macht Oxford Nanopore Technologies?

Die DNA eines Organismus enthält Erbinformationen und ist maßgeblich für bestimmte Merkmale, zum Beispiel das Aussehen, verantwortlich. Alle genetischen Informationen eines Organismus sind auf der DNA gespeichert und die Gesamtheit dieser Informationen wird als Genom oder umgangssprachlich Erbgut bezeichnet. Mit einer DNA-Sequenzierung bestimmen Wissenschaftler die Basenabfolge in einem DNA-Molekül, also die Reihenfolge der Einzelteile der Erbinformation, und erhalten damit wichtige Erkenntnisse über diese Erbinformationen. Die Entschlüsselung eines Genoms gibt Auskunft über die Gene eines Organismus und lässt dadurch Rückschlüsse auf Stoffwechselwege und Physiologie zu. Die DNA zwischen Menschen ist zu 99.9% identisch. Die verbleibenden Unterschiede können aber unter anderem verantwortlich für Erbkrankheiten oder Dispositionen für Krankheiten sein. Mithilfe des entschlüsselten Genoms können so Risiken für Krankheiten erkannt und individualisierte Therapien im Menschen ermöglicht werden. Mit diesem Wissen diagnostizieren Wissenschaftler Erkrankungen, entwickeln Medikamente oder bekämpfen Resistenzen. Darüber hinaus helfen Genome beispielsweise dabei Pflanzen anhand ihrer Nährstoffe oder anderer Merkmale gezielt zu züchten oder Mikroorganismen für die Produktion von Stoffe auszuwählen. Möglich ist das erst seit Mitte der siebziger Jahre als Molekularbiologe Allan Maxam und Biochemiker Walter Gilbert die erste weit verbreitete Methode zur DNA-Sequenzierung entwickelten. Kurz darauf folgte die Strangabbruchmethode nach Sanger.

Entwicklung der DNA-Sequenziermethoden

Über 13 Jahre wurde im Rahmen des Humangenomprojekts das menschliche Genom mithilfe der ersten Generation der Sequenziermethoden entschlüsselt. Ziel des Projektes war es, Zugang zu diesen Informationen zu bekommen, indem man die Abfolge der biologischen DNA-Basen durch DNA Sequenzierung entschlüsselt und in für uns lesbare Informationen umgewandelt hat. Im Jahre 2004 wurde das Projekt als abgeschlossen erklärt, aber komplett verstanden ist das menschliche Genom erst seit 2022 dank Technologien wie der von Oxford Nanopore. Mit der technologischen Entwicklung der zweiten Generation von Sequenzierungsmethoden, dem sogenannten Next Generation Sequencing (NGS), wurde das menschliche Genom detaillierter, schneller und günstiger entschlüsselt. Das NGS hat die Genomforschung zwar wesentlich vorangetrieben, hat aber auch Schwachstellen. Eine der größten Einschränkungen ist die kurze „Read“-Länge. Das bedeutet, dass aufgrund technischer Beschränkungen nur kurze DNA-Abschnitte bis maximal 500 Basenpaare abgelesen werden können. Problematisch ist dies vor allem, wenn sich in einem Genom häufig Sequenzabschnitte wiederholen, was in ungefähr 50% des menschlichen Genoms der Fall ist. Die gelesenen DNA Sequenzen können dann nicht einfach einander zugeordnet werden, wodurch Fehler oder Lücken beim anschließenden Zusammenfügen der Genomsequenz entstehen. Aus diesem Grund enthielt das menschliche Genom bis vor kurzem noch geschätzt 36.794 Lücken, die sich mit herkömmlicher Short-Read-Sequenzierungstechnologie nur schwer schließen lassen.

Die dritte Generation an Sequenzierungsmethoden hat dieses Problem gelöst, da sie beträchtlich längere Reads als die NGS-Methoden ermöglicht. Diese dritte Generation umfasst die im Jahr 2011 eingeführte Einzelmolekül-Echtzeitsequenzierung (SMRT - Single Molecule, Real-Time) von Pacific Biosciences und die im Jahr 2014 umgesetzte Nanopore-Sequenzierung von Oxford Nanopore Technologies.

Wie funktioniert die DNA-Sequenzierung mit Oxford Nanopore?

Während die Mitbewerber die zu sequenzierenden DNA Fragmente vorab erst vervielfältigen müssen, um eine ausreichende Signalstärke zu gewährleisten, kommt die Technologie von Oxford Nanopore ohne diesen Schritt aus. Zusätzlich verzichtet Oxford Nanopore auf den Einsatz von fluoreszierenden Basen, um DNA-Fragmente zu sequenzieren. Im Gegensatz dazu stellt die Nanopore-Sequenzierung einen radikal anderen Ansatz dar, bei dem die Basenabfolge aus den Veränderungen eines Ionenstroms berechnet wird, wenn ein DNA-Einzelstrang durch eine Pore geleitet wird. Diese sogenannte Nanopore besteht aus einem Protein, das in eine Membran (aus synthetischen Polymeren) eingebettet ist. An diese Membran wird eine elektrische Spannung angelegt, welche den Ionenstrom in der Nanopore erzeugt. Anschließend verbindet ein Enzym das DNA-Molekül mit der Nanopore und trennt den DNA Doppelstrang in zwei Einzelstränge auf. Ein Einzelstrang wird dann durch die Nanopore geleitet, wobei beim Durchtritt die Veränderung des Ionenstroms gemessen wird. Abschließend berechnet eine Software aus dieser Spannungsveränderung die Sequenz der DNA.

Im Gegensatz zur NGS oder SMRT-Sequenzierung ist bei der Nanopore-Sequenzierung die Read-Länge nicht durch die Technologie selbst begrenzt, sondern durch die Länge der zu sequenzierenden DNA-Moleküle. Bei guter DNA-Qualität können daher extrem lange Reads (aktueller Rekord 4,2 Mb - 4.200.000 bp) erreicht werden – ein enormer Fortschritt gegenüber den NGS-Geräten (mit Reads von ca. 300 bp). Die Nanopore-Sequenzierung hat sich in den vergangenen Jahren mit einer rasanten Geschwindigkeit verbessert und könnte sich unserer Meinung nach langfristig für die meisten Anwendungen als schnellste Sequenzierungsmethode im Markt durchsetzen.

Oxford Nanopore Technologies bietet ein weitreichendes Spektrum an Nanopore-Sequenzierungs-Lösungen an. Die Kerntechnologie des Unternehmens liegt in den Protein-Nanoporen. Oxford Nanopore verringert durch ihre Produkte die Eintrittsbarriere für Nanopore-Sequenzierung, damit jeder an der Erzeugung von Biodaten teilnehmen kann. Die DNA Sequenziergeräte sind in verschiedenen Preisklassen und Größen, von einem portablen Smartphone Adapter bis hin zu großen Sequenzieranlagen für den Einsatz in Laboren, erhältlich und unterscheiden sich dabei hauptsächlich in der Anzahl der Proteinporen und damit dem Durchsatz bei der DNA Sequenzierung. Die Geräte von Oxford Nanopore finden Anwendung in der wissenschaftlichen Forschung, der personalisierten Medizin, der Landwirtschaft, der Point-of-Care-Diagnostik und der Biosicherheit.

Das Ausgründungsunternehmen der Universität Oxford wurde 2005 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Oxford, Großbritannien. Oxford Nanopore verfügt heute über mehr als 1.400 Patente und Patentanmeldungen in 200 Patentfamilien, von denen Hunderte aus der internen Forschung und Entwicklung stammen und durch wichtige lizenzierte Schutzrechte von Kooperationspartnern ergänzt werden.

Oxford Nanopore Technologies Historie

Investment­hypothesen

Basierend auf den folgenden vier Investment­hypothesen, gehen wir davon aus, dass Oxford Nanopore hohes Wachstumspotenzial hat und zu unserem 10xDNA-Investmentansatz passt:

  1. Oxford Nanopore wird dank seiner einzigartigen DNA- und RNA-Sequenziertechnologie einen signifikanten Marktanteil im Diagnostik- und Biotech-Bereich einnehmen
  2. Sequenzierungen werden flächendeckend in Bereichen wie der Landwirtschaft, Lieferketten oder der Biosicherheit eingesetzt
  3. Oxford Nanopores Softwareplattform wird auf Basis von Sequenzierergebnissen schnelle KI-basierte Vorhersagen in der Diagnostik ermöglichen
  4. Oxford Nanopore wird das Sequenziergerät zu einem Alltagsgegenstand machen
Oxford Nanopore wird dank ihrer einzigartigen DNA- und RNA-Sequenziertechnologie einen signifikanten Marktanteil im Diagnostik und Biotech Bereich einnehmen
Hypothese 1

Oxford Nanopore hat mit ihrer Technologie die Fähigkeit, DNA- und RNA-Moleküle unterschiedlicher Länge direkt zu sequenzieren, von kurzen Fragmenten bis hin zu ultralangen Fragmenten mit Millionen von Basen. Dadurch, dass lange Fragmente in einem Vorgang gelesen werden, können größere Varianten, Phasing (die Zuordnung der DNA-Sequenz zu mütterlichen oder väterlichen Chromosomen) oder die einfachere Zusammenstellung ganzer Genome aufgeklärt werden. Mehr Daten führen zu mehr Erkenntnissen. Im Gegensatz dazu sind herkömmliche Technologien in der Regel auf die Sequenzierung kurzer Fragmente von etwa 150 bis 300 Basen beschränkt, was die biologischen Erkenntnisse einschränken kann.

Oxford Nanopore ermöglicht Nanopore-Sequenzierung mit in Echtzeit verfügbaren Daten für schnelle Erkenntnisse. Der DNA-Einzelstrang fließt durch die Nanopore und wird mit mehr als 400 Basen pro Sekunde sequenziert. Somit können die 512 Nanoporen auf der MinION-Flow Cell bei voller Kapazität mehr als 12 Millionen Basen pro Minute sequenzieren. Das PromethION 48 mit bis zu 2.675 Kanälen pro Flow Cell kann bei voller Kapazität 64 Millionen Basen pro Minute liefern. Zum Vergleich: Ein menschliches Genome hat etwas mehr als 3 Milliarden Basen. Die einzigartige Technologie von Oxford Nanopore erlaubt schnelles Arbeiten und Handeln, welches in vielen der Anwendungsfällen sehr wichtig ist.

Vor allem im Bereich der Diagnostik ist dieser schnelle Turn-Around von Probenentnahme zu Sequenzierergebnissen wertvoll. Beispielsweise ermöglicht die Oxford Nanopore Technologie erste Ergebnisse einer Tumor-Biopsie in nur 90 Minuten. Zum Vergleich: Bei der klassischen Sequenzierung in einem Labor dauert die Sequenzierung mehrere Tage, bei einer Biopsie durch einen Pathologen sogar mehrere Wochen. Diese Schnelligkeit ist vor allem bei akuten Problemstellungen vorteilhaft, wie z.B. der Suche nach dem richtigen Antibiotikum gegen eine Infektion. Somit kann in deutlich kürzerer Zeit das richtige Antibiotikum identifiziert werden.

Hervorzuheben sind außerdem die technologischen Vorteile von Oxford Nanopore in der Epigenetik, welche das Unternehmen in eine entscheidende Rolle in der Krebsforschung positionieren. Die Epigenetik befasst sich mit der Modifizierung von DNA-Basen aufgrund von Umwelteinflüssen und spielt eine entscheidende Rolle in der Regulation der Gene. Epigenetische Muster haben eine Schlüsselrolle bei vielen Krankheiten, einschließlich Krebs. Ihr Nachweis mit herkömmlichen Sequenzierungstechnologien erfordert spezielle Schritte zur Vorbereitung. Denn bei der Vervielfältigung von DNA-Abschnitten, die Bestandteil dieser Sequenziermethonde ist, werden sonst diese Basenverändeungen entfernt. Doch diese Behandlung der DNA Proben schädigt die DNA. Bei der Nanopore-Sequenzierung ist keine Amplifikation erforderlich, sodass DNA- und RNA-Veränderungen erhalten bleiben und direkt sequenziert werden. Somit lassen sich epigenetische Veränderungen und Varianten besser identifizieren.

Als großer Nachteil der Nanopore-Sequenzierung zählt die niedrigere Genauigkeit im Vergleich zu Standard-NGS-Verfahren wie vom Konkurrenten Illumina. Im Rahmen des early access programms von Oxford Nanopore zeigte eine Studie des MinION Analysis and Reference Consortium in 2015, dass die Fehlerquote des MinION bei einem Quality Score von über 10 bei 10,5% lag. Die Technologie und Geräte von Oxford Nanopore haben sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert, sodass die Genauigkeit um ein Vielfaches gestiegen ist und heute schon zwischen 98,3% und 99,92% liegt.

Besonders die Schnelligkeit in der Sequenzierung, die niedrigen Kosten und die Skalierbarkeit von Miniatur- und tragbaren Geräten bis hin zu großen Hochleistungsgeräten hebt Oxford Nanopore deutlich von den Wettbewerbern im Markt ab. Der derzeitige Markt für DNA und RNA-Sequenzierung wird auf 5,7 Mrd. USD geschätzt, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 18% bis 2024. Außerdem hat die Technologie von Oxford Nanopore das Potenzial, den DNA/RNA-Sequenzierungsmarkt auf eine Reihe von Anwendungsbereichen auszuweiten, wodurch sich Marktchancen in zweistelliger Milliardenhöhe ergeben, einschließlich breiterer Möglichkeiten im angewandten Markt. Wir sind davon überzeugt, dass Oxford Nanopore mit ihrer hochdifferenzierten Technologie diese Märkte nicht nur durchdringen, sondern sie umgestalten und erweitern sowie völlig neue Märkte schaffen kann.

Das kompakte MinION DNA-Sequenziergerät von Oxford Nanopore

Risiken

Als größte Gefahr sehen wir die Wettbewerber und das regulatorische Risiko bezogen auf Eigentumsrechte der Oxford Nanopore Technologien. Wettbewerber haben in der Vergangenheit und könnten auch in der Zukunft weiterhin behaupten, dass die Produkte und Technologien von Oxford Nanopore ihre geistigen Eigentumsrechte verletzen. So hat beispielsweise der Mitbewerber Pacific Biosciences im Jahr 2017 eine Klage gegen Oxford Nanopore wegen Patentverletzung eingereicht, in der die geltend gemachten Ansprüche letztlich wegen fehlender Befähigung für ungültig erklärt wurden. Auch Illumina hat Oxford Nanopore 2016 wegen Patentverletzung verklagt, in einem Fall, in dem letztlich ein für Oxford Nanopore günstiges Abkommen mit Illumina erreicht wurde. Außerdem besteht das Risiko, dass neue oder bestehende Wettbewerber mit innovativeren und günstigeren Methoden aufkommen. Illumina entwickelt beispielsweise eine Long-Read Sequenzierungmethode names Infinity, welche eine Bedrohung für Oxford Nanopore sein könnte.

Sequenzierungen werden flächendeckend in Bereichen wie der Landwirtschaft, Lieferketten oder der Biosicherheit eingesetzt
Hypothese 2

Die DNA-Sequenzierung hat zahlreiche Anwendungsfälle, welche sich durch neue Technologien, wie die von Oxford Nanopore schnell erweitern. In der klinischen Forschung können gewonnene Sequenzdaten zur Personalisierung der Medizin genutzt werden. Mithilfe der DNA-Sequenzierung kann bestimmt werden, wie das Genom einer Person auf eine Krankheit oder Infektion reagiert. In der Krebsforschung werden genetischen Veränderungen, die diesen Krebs verursachen, und der Mechanismus dieser Veränderungen in weiteren Zellwegen genauer untersucht und analysiert. Auf der Grundlage dieses Wissens können neue Behandlungsentscheidungen und Therapeutika entwickelt werden. Im Bereich der Epidemiologie kann die DNA-Sequenzierung genaue Aufschlüsse über Pathogene geben, wie sich diese verändern, übertragen und am besten bekämpft werden. Im März 2021 war etwa ein Viertel der COVID-19-Sequenzen in der GISAID-Plattform, der weltweiten Datenplattform zur Nachverfolgung von für Influenza und COVID Infektionen, mit einem Nanopore-Gerät sequenziert worden. In der Mikrobiologie kann durch Sequenzierung ein Virus, ein Bakterium oder ein Pilz identifiziert und auf resistente antimikrobielle Mittel untersucht werden. In der Pflanzenbiologie können durch Sequenzierungsmethoden Unterschiede in verschiedenen Sorten identifiziert werden und darauf basierend neue, ertragreichere oder Viren resistente Pflanzen gezüchtet werden.

Beispielsweise hat ein Forscherteam mithilfe der Geräte von Oxford Nanopore in Ostafrika die Ernte von Kleinbauern gerettet. Rund 800 Millionen Menschen weltweit sind für ihre tägliche Kalorienzufuhr auf die Maniokpflanze angewiesen. Diese wichtige Nahrungsquelle wird jedoch von verschiedenen Viren angegriffen. Im Jahr 2017 konnte ein Forscherteam in Ostafrika mit Hilfe von Oxford Nanopores MinION diese Viren in Echtzeit sequenzieren und eine geeignetere, krankheitsresistente Version von Maniok vorschlagen, die die Bauern stattdessen anbauen konnten. Durch dieses Projekt konnte die Bäuerin ihre Ernte und ihren Lebensunterhalt zurückgewinnen.

Auch in der Klimaforschung kann die DNA-Sequenzierung sehr hilfreich sein. Es kann beispielsweise untersucht und überwacht werden, wie sich die mikrobielle Zusammensetzung eines Ozeans, eines Gletschers oder eines Sees entwickelt. Außerdem kann die Genomik bei der bestehenden Erhaltungsarbeit helfen und die DNA-Sequenz kritisch gefährdeter Arten für künftige Erkenntnisse sichern, bevor weitere Bestände verloren gehen. Oxford Nanopore hat im Jahr 2021 das Pilotprogramm ORG.one gestartet, um die Sequenzierung der vom Aussterben bedrohten Arten auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) zu unterstützen. Oxford Nanopore stellt den Forschern im Rahmen des Programms kostenloses Verbrauchsmaterial zur Verfügung, damit sie diese Arten sequenzieren können, bevor sie für immer verloren gehen. Im Gegenzug werden die Daten öffentlich zugänglich gemacht, so dass andere Wissenschaftler diese nutzen und weltweit Erhaltungsstrategien entwickeln. Für das Pilotprojekt wurden bisher mehr als 30 Arten sequenziert, einige davon in sehr abgelegenen Teilen der Welt. Oxford Nanopore plant dieses Programm im Jahr 2022 weiter auszubauen. Neben Forschung und medizinischen Anwendungen sind Produkte von Oxford Nanopore auch in der Überprüfung von Lieferketten, Kühlketten und Lebensmittelqualität zukünftig einsetzbar, indem Produkte vor Ort schnell auf Kontaminationen oder beispielsweise Fleischwaren auf ihre Echtheit überprüft werden. Zusätzlich ist ein Einsatz im Monitoring von Gewässern oder Abwasseranlage einfach möglich. Basierend auf den DNA Daten könnten so Maßnahmen zur Biosicherheit eingeleitet werden.

Die aufgezählten Beispiele zeigen, dass Oxford Nanopore nicht nur Geräte für Labortests bietet, sondern auch Sequenzierungstechnologien, die in einzigartiger Weise in verteilten, probennahen Umgebungen eingesetzt werden können und schnelle, datenreiche Erkenntnisse liefern. Die Produkte von Oxford Nanopore senken die Markteintrittsbarrieren für die DNA-Sequenzierung signifikant. Somit werden sich die Anwendungsfälle durch die Geräte von Oxford Nanopore deutlich erweitern und DNA-Sequenzierung wird flächendeckend in allen Bereichen genutzt.

Risiken

Die Geräte müssen günstig, einfach zu bedienen und schnell sein, um sich weiter im Markt zu etablieren. Dabei wird ausschlaggebend sein, ob und wie schnell Firmen wie Oxford Nanopore ihre Produkte skalieren. Es besteht das Risiko, dass sich die Sequenzierungstechnologie nicht über bestehende Anwendungsfälle hinaus durchsetzen wird.

Oxford Nanopores Softwareplattform wird auf Basis von Sequenzierergebnissen schnelle KI-basierte Vorhersagen in der Diagnostik ermöglichen
Hypothese 3

Das Unternehmen bietet bereits MinKNOW an, eine Software, die Datenerfassung, Echtzeitanalyse, lokales Basecalling und Daten-Streaming ermöglicht. Auch das adaptive Sampling ist in MinKNOW integriert. Dabei handelt es sich um eine neuartige Methode der gezielten Sequenzierung, bei der interessante Regionen in Echtzeit von der Software selbst verworfen oder akzeptiert werden, um so Kosten zu senken und die Qualität zu erhöhen. Die MinKNOW Software enthält eine Reihe von Basecalling-Tools zur Bestimmung der Identität und Reihenfolge von Basen auf dem DNA und RNA-Molekül. Für die nachgelagerte Analyse der Sequenzierungsdaten bietet Oxford Nanopore EPI2ME an, eine Cloud-basierte Datenanalyseplattform, für die keine Programmierkenntnisse nötig sind.

Hervorzuheben ist in diesem Kontext die starke Forschungscommunity, die einen wichtigen Beitrag in der Weiterentwicklung des Software-Ökosystems von Oxford Nanopore leistet – vor allem im Bereich der Basecalling-Tools. Das wachsende Interesse an dem Potenzial von Long Read Technologien in verschiedenen Bereichen der Biologie spiegelt sich in der rasanten Entwicklung von Tools während des letzten Jahrzehnts wider. Oxford Nanopore liegt in der Anzahl an Tools und Algorithmen deutlich vor den Wettbewerbern, 262 von 354 entwickelten Tools für die Long-Read-Genanalyse wurden 2020 für Oxford Nanopore entwickelt. Dies zeigt den starken Rückhalt von Oxford Nanopore in der Wissenschaft.

Heute ermöglicht die Software-Plattform von Oxford Nanopore bereits eine vereinfachte Analyse und Interpretation der Ergebnisse. Mit der vermehrten Nutzung der Oxford Nanopore Geräte wird sich das Software-Ökosystem rund um die Nanopore Technologie weiterentwickeln und eine noch schnellere und genauere Analyse und Diagnose ermöglichen. So könnte es zukünftig möglich sein, dass man bei einer Infektion eine Speichelprobe nimmt, selbständig sequenziert und anschließend von der Software eine automatische Bewertung und Einschätzung erhält. Nachfolgend könnte man direkt über die Plattform mit einem Telemedizin-Doktor Rücksprache halten. So könnten zukünftig Grippewellen oder ganze Pandemien vermieden werden.

Risiko

Nur mit ausreichender Nachfrage nach Nanopore Sequenziergeräten wird sich auch das Software-Ökosystem weiterhin so schnell entwickeln. Dies hängt stark davon ab, ob sich die Nanopore Sequenzierungsmethode flächendeckend durchsetzt.

Oxford Nanopore wird das Sequenziergerät zu einem Alltagsgegenstand machen
Hypothese 4

Kosten, Größe und Komplexität der Sequenzierungstechnologien haben in der Vergangenheit genomische Erkenntnisse für den Großteil der Welt unzugänglich gemacht. Oxford Nanopore verringert durch ihre Produkte die Eintrittsbarriere für Sequenzierung. Durch die neue Technologie sind Geräte in der Größe eines USB-Sticks oder Smartphone-Adapters möglich. Der MinION wird aktuell hauptsächlich in Laboren eingesetzt, die ihre eigene Sequenziertechnologie nutzen möchten, anstatt Proben an einen zentralen Dienstleister zu schicken. Oxford Nanopore hat mit der Entwicklung eines noch kleineren Geräts, dem SmidgION, begonnen. Das SmidgION nutzt dieselbe Nanoporen-Technologie wie MinION und PromethION, ist jedoch für die Verwendung mit Smartphones oder anderen mobilen Geräten mit geringem Stromverbrauch konzipiert.

Das MinION Sequenziergerät von Oxford Nanopore in einer Handfläche

Mit der fortschreitenden Entwicklung der Geräte und eintretenden Skaleneffekte werden die Produkte noch besser und günstiger. Somit wird Sequenzieren für jeden erschwinglich und verfügbar. Mit hoch entwickelter Software und günstigen Geräten kann das Sequenziergerät zum Alltagsgegenstand werden.

Risiken

Die Entwicklung von funktionsfähigen und benutzerfreundlichen Geräten wie das SmidgION und MinION steht noch vor einigen Herausforderungen. Beispielsweise müssen die DNA-Proben aktuell noch gereinigt und aufbereitet werden. Es besteht die Gefahr, dass einige der Herausforderungen nicht gemeistert werden und die Sequenzierungsgeräte somit nicht alltagstauglich werden. Außerdem müssen die Produkte noch deutlich günstiger werden – die Zahlungsbereitschaft potentieller Nutzer ist noch komplett unbekannt. Hier besteht das Risiko, dass die Nachfrage und Zahlungsbereitschaft für Alltagsnutzer überschätzt wird.

ESG Bewertung

Oxford Nanopore hat einen durchdachten ESG-Ansatz und setzt sich aktiv für die Einhaltung der SDGs ein. Oxford Nanopore plant in der zweiten Jahreshälfte 2022 einen eigenständigen Nachhaltigkeitsbericht herauszugeben, der sich am Sustainable Accounting Standards Board orientiert.

Environment

Gensequenzierung ist essentiell, um das Verständnis natürlicher Ökosysteme zu verbessern und die Forschung zum Klimawandel voranzutreiben. Oxford Nanopore verringert durch ihre Produkte die Eintrittsbarriere für Sequenzierung, und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Klimaforschung.

Auch intern setzt sich Oxford Nanopore aktiv für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein. Für den Versand von Produkten, die während des Transports bei konstanter Temperatur gehalten werden müssen, verwendet Oxford Nanopore recycelte Kartons, die mit einer nachhaltigen, natürlichen, mit Wolle gefütterten Verpackung ausgekleidet sind.  Oxford Nanopore ermutigt Nutzer ihre gebrauchten Flow Cells nach Ablauf ihrer Nutzungsdauer zurückzugeben, damit sie einen Teil der elektronischen Komponenten und endlichen Materialien recyceln. Das Recycling-Programm wächst weiter und im Jahr 2021 stieg die Zahl der zurückgegebenen Flow Cells um 165%. Oxford Nanopores Hauptsitz, Produktionsstätte und eine Reihe von anderen Gebäude werden vollständig mit erneuerbaren Energiequellen betrieben. Die Büros und Labore verfügen über Recyclinganlagen für Papier und andere wiederverwertbare Gegenstände.  Oxford Nanopore beteiligt sich aktiv an dem Programm „Mit dem Rad zur Arbeit“ und stellt ihren Mitarbeitern dafür sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder während des Arbeitstages sowie geeignete Dusch- und Umkleidemöglichkeiten zur Verfügung, um CO₂-Emissionen zu verringern. Durch die Kombination dieser und zahlreicher weiterer Bemühungen ist es Oxford Nanopore gelungen, die emittierten Tonnen CO₂ pro Mio. £ Umsatz bis 2021 um etwa 8 % zu reduzieren, verglichen mit einer angestrebten Reduzierung von 2,5%. Für das am 31. Dezember 2022 endende Jahr strebt Oxford Nanopore eine Reduzierung der emittierten Tonnen CO₂ pro Mio. £ Umsatz um weitere 2% an.

Social

Die Oxford Nanopore Produkte wurden zur Bekämpfung einiger der weltweit bedeutendsten Infektionskrankheiten in den letzten Jahren eingesetzt – darunter Ebola, Zika, Tuberkulose und zuletzt COVID-19. Auch das bereits genannte Projekt mit der Maniokpflanze zeigt, wie die Oxford Nanopore Technologien einen positiven sozialen Nutzen schaffen. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie diese Art von Analyse und die daraus resultierenden Maßnahmen eine sozialen Impact haben, indem sie die Ernährungssicherheit, die Gesundheit und wirtschaftlichen Wohlstand sicherstellen. Außerdem hat Oxford Nanopore eine Community Plattform integriert, die alle Nanopore-Technologie Nutzer zusammenbringt. Neue Benutzer erhalten durch den Zugang zu Nanopore Learning einen schnelleren Einstieg in das Fachgebiet und greifen auf wertvolle Informationen zu. Diskussionen und Zusammenarbeit fördern den Erfolg von Experimenten mit vollem Zugang zu Dokumentation und Support. Oxford Nanopore hat sich zum Ziel gesetzt, jedem den Zugang zu den benötigten biologischen Informationen zu ermöglichen. Die Oxford Nanopore Technologie wird inzwischen in mehr als 100 Ländern eingesetzt, von denen viele zuvor keinen Zugang zur Sequenzierungstechnologie hatten. Dieses wachsende Fachwissen auf der ganzen Welt ermöglicht es, gemeinsam Herausforderungen auf nationaler und lokaler Ebene zu bewältigen.

Governance

Im Jahr 2021 hat der Verwaltungsrat von Oxford Nanopore seine Corporate-Governance-Prozesse und -Verfahren gestärkt und sichergestellt, dass eine Kultur der Risikoerkennung und -minderung im gesamten Unternehmen bereits vor der Zulassung verankert wurde. Da das Unternehmen eine Standardnotierung hat, ist es nicht verpflichtet, die Anforderungen des britischen Corporate Governance Code zu erfüllen oder anderweitig die Nichteinhaltung zu erklären. Die Gesellschaft hat sich jedoch entschlossen, die Bestimmungen des Kodex freiwillig einzuhalten. Oxford Nanopore hat sich zu einem hohen Standard der Unternehmensführung verpflichtet und konzentriert sich weiterhin auf die Weiterentwicklung ihrer Governance Struktur.

Fazit

Oxford Nanopore hat DNA Sequenzierung durch seine einzigartige Technologie revolutioniert und ermöglicht es, dass praktisch jeder überall DNA Proben analysieren kann. Dadurch eröffnen sich ganz neue Bereiche für den Einsatz von DNA Sequenzierungen. Wir haben Werttreiber wie das starke Wachstumspotenzial im unteren und mittleren Marktsegment in einer Unternehmensbewertung berücksichtigt und sind sowohl technisch als auch ökonomisch von Oxford Nanopore überzeugt. Aus diesem Grund ist das Unternehmen Teil der 10xDNA-Fonds.


Wie steht ihr zu Oxford Nanopore Technologies und dem Markt für DNA Sequenzierung? Teilt ihr unsere Meinung oder seht ihr das Unternehmen und den Markt ganz anders? Wir freuen uns über jede Art von Feedback! Schreibt uns über einen unserer Social-Media-Kanäle oder über info@10xdna.com.

Publiziert am

Autor: TEQ Capital Research Team

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