AI Day, Q3-Auslieferungen und Rating-Upgrade

Tesla

AI Day 2022

Ende September veranstaltete Tesla seinen zweiten „AI Day”. Dort stellte das Unternehmen seine aktuellen Projekte und Fortschritte im Bereich künstlicher Intelligenz vor:

1. Humanoide Roboter: Performance überzeugt (noch) nicht

Tesla hat das Projekt „Optimus” vor gut einem Jahr angekündigt, mit dem Ziel, günstige und leistungsfähige humanoide Roboter in großen Stückzahlen zu bauen. Die Roboter sollen einfache menschliche Tätigkeiten, z.B. in Fabriken, übernehmen. Auf dem AI Day wurden nun zwei frühe Prototypen der Öffentlichkeit vorgestellt und technische Details besprochen. So besitzen die Roboter 28 einfache Aktuatoren, also Elektromotoren zur Steuerung, und setzen, genau wie Teslas FSD-Software, ausschließlich auf Kameras zur Objekterkennung und Orientierung. Unsere Einschätzung: Optimus ist ein typisches Musk-Projekt mit hohem Risiko und unklarem Ausgang, aber langfristig potenziell großen Chancen. Der vorgestellte Prototyp war für sich genommen bisher wenig beeindruckend, da andere Unternehmen wie Boston Dynamics bereits seit langem deutlich performantere Modelle im Markt haben. Wirklich beeindruckend hingegen ist die Geschwindigkeit, mit der Tesla in den letzten Monaten Fortschritte gemacht hat und der radikal andere Hard- und Software-Ansatz, den das Team wählt. Ob, wann und, wenn ja, in welchen Märkten es Tesla gelingt, den Roboter erfolgreich zu kommerzialisieren, ist im Moment für uns noch nicht absehbar. Optimus ist deswegen auch nicht Teil unseres Bewertungsmodells für das Unternehmen. Aus der Entwicklung der Roboter-Software ergeben sich allerdings Synergien mit Teslas FSD-Software fürs autonome Fahren.

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**2. FSD-Software: **Steigende Kundenzahlen und technische Neuerungen

Tesla präsentierte viele technische Neuerungen und Fortschritte in der Entwicklung der FSD-Software. Die Kundenzahl der Beta-Version hat sich im vergangenen Jahr von ca. 2.000 auf 160 Tsd. erhöht. Technisch hervorzuheben ist beispielsweise die Nutzung von KI-Modellen zur Sprachverarbeitung für die Spurwahl des Autos. Unsere Einschätzung: Tesla ist weiterhin führend bei der Entwicklung des autonomen Fahrens und bringt die Software mit jedem Update näher an das Ziel, sicherer zu fahren als ein Mensch. Wann genau die offizielle Zulassung als Level-4-System, ohne ständige Bereitschaft des Fahrers, erreicht wird, ist schwer abzusehen. Wir gehen in unseren Bewertungsmodellen für Tesla aktuell von 2025/26 aus.

**3. Dojo-Computer: **Bessere Trainings für die FSD-Software

Teslas FSD-Software verarbeitet sehr große Datenmengen. Mit dem Dojo-Hochleistungscomputer will Tesla das Training seiner KI-Modelle für die FSD-Sofware beschleunigen. Das Team zeigte die Verbesserungen in verschiedensten Bereichen der Chipentwicklung, die in den letzten Monaten erzielt wurden. Das erste Dojo-Cluster soll Anfang 2023 in Betrieb genommen werden. Unsere Einschätzung: Tesla hat ein eigenes Team aufgebaut, das die Arbeit eines Fabless-Chipherstellers übernimmt und maßgeschneiderte Chips entwickelt, die in den gewünschten Anwendungen besser sind als andere kommerziell verfügbare Chips, z.B. Nvidias A100-Grafikkarte. Der Zugang zu extrem leistungsstarker und für die eigenen Zwecke optimierter Hardware fürs KI-Training stellt aus unserer Sicht einen großen Vorteil gegenüber anderen Autoherstellern dar, die ebenfalls am autonomen Fahren arbeiten. In der Q&A-Session hat Musk zudem angedeutet, dass sich aus dem Dojo-Computer in Zukunft auch ein B2B-Cloud-Geschäftsmodell entwickeln könnte, was wir jedoch auf absehbare Zeit nicht als signifikanten Werttreiber des Unternehmens sehen. In allen drei Bereichen wurde aus unserer Sicht einmal mehr die extrem hohe Qualität und Innovationskraft des Entwicklungsteams bei Tesla deutlich, was ein wichtiger Baustein für den zukünftigen Erfolg des Unternehmens sein wird.

Auslieferungen in Q3/2022 unter Analystenerwartungen

Teslas Auslieferungen haben in Q3/22 mit 343,83 Tsd. Fahrzeugen einen neuen Rekord erreicht, sie lagen damit jedoch unter den Erwartungen der Analysten. Grund dafür waren überraschend schwache Auslieferungen in China, die nicht vollständig durch Exporte nach Europa ausgeglichen werden konnten. Anscheinend hatten viele chinesische Kunden ihre Käufe vorübergehend zurückgehalten, um von möglichen Preisnachlässen in Q4 zu profitieren. Ein ähnliches Szenario könnte sich in Q4 in den USA wiederholen, wo ab Januar 2023 neue Förderungen aus dem Inflation-Reduction-Act zur Verfügung stehen. Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass es sich dabei um ein nachhaltiges Nachfrageproblem handelt und erwarten, dass die Nachfrage in den nächsten Quartalen wieder zunehmen wird. Nach den Preisanhebungen zu Beginn des Jahres könnte dies jetzt möglicherweise auch durch moderate Preisnachlässe unterstützt werden.

Rating-Änderung bei S&P

Die Rating-Agentur S&P Global Ratings hat die Bewertung Teslas Kreditwürdigkeit von BB+ auf BBB angehoben und ist damit aus der Kategorie „Non-Investment Grade” in „Investment Grade” aufgestiegen. Als Gründe wurden u.a. Teslas anhaltende Marktführerschaft bei E-Autos, die starken EBITDA-Margen sowie der positive Free Cash Flow genannt. Damit ist Tesla nun nicht mehr als „Junk” bewertet und könnte für mehr institutionelle Anleger infrage kommen, was langfristig einen positiven Einfluss auf den Aktienkurs haben kann.


Publiziert am

Autor: TEQ Capital Research Team

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