Kurskorrekturen bei Nvidia, Microsoft & Co.: Kommt der KI-Investmentzyklus ins Stocken?

Nach dem Generative-AI-Hype der letzten eineinhalb Jahre fragen sich viele Investoren – auch wir – wie es mit den hohen Investitionen in KI-Infrastruktur (Rechenzentren, Chips etc.) und Forschung & Entwicklung weitergeht. Hohe Erwartungen und beeindruckende Quartalsergebnisse von führenden KI-Unternehmen wie dem Chiphersteller Nvidia haben die Börsen in den letzten Monaten beflügelt.

Ein zentrales Thema, das in den letzten Monaten verstärkt diskutiert wurde, sind die hohen Investitionen (Capex) der Hyperscaler – Unternehmen wie Amazon, Google und Microsoft. Diese haben ihre Investitionen in KI deutlich erhöht. Diese Giganten investieren massiv in den Ausbau ihrer Rechenzentren und der zugrundeliegenden Infrastruktur, um der wachsenden Nachfrage nach KI-Diensten gerecht zu werden. Diese Investitionen sind notwendig, um die Skalierbarkeit und Effizienz von KI-Anwendungen zu gewährleisten, sind aber mit erheblichen Kosten verbunden. Die Capex-Entwicklung der letzten Quartale und die Erwartungen bis Jahresende sind in der Abbildung abgetragen und zeigen eine deutliche Beschleunigung in letzter Zeit.


Quartalsweise Entwicklung des Capex der Hyperscaler seit 2017<br/>Quelle: Fabricated Knowledge, Stand Mai 2024
Quartalsweise Entwicklung des Capex der Hyperscaler seit 2017
Quelle: Fabricated Knowledge, Stand Mai 2024

Wie bei jeder Investitionsentscheidung müssen diese Investitionen jedoch durch eine entsprechende Rendite gerechtfertigt werden. In den letzten Monaten sind Zweifel an der Adaption und dem Monetarisierungspotenzial von Diensten wie ChatGPT aufgekommen. Eine so genannte “Killerapplikation” der generativen KI ist bislang ausgeblieben, einige diesbezügliche Kommentare namhafter Researchhäuser (zuletzt Goldman Sachs und Barclays) und aus der Venture Capital-Welt haben den Hype um die generative KI zuletzt etwas gedämpft. Auch einige Investoren stehen dem Thema zunehmend skeptisch gegenüber.

Die jüngsten Quartalsergebnisse einiger KI-Unternehmen geben aus unserer Sicht jedoch Anlass zu weiterem Optimismus, zumindest für die “Schaufelhersteller” in Sachen KI. Microsoft, einer der Vorreiter bei den Capex-Investitionen in KI, hat im Rahmen der gestrigen Vorlage der Quartalszahlen zwar eine (minimale) Verlangsamung des Wachstums im Cloud-Bereich Azure vermeldet, die Capex-Ausgaben im abgelaufenen Quartal aber deutlich erhöht (19 Mrd. USD vs. 14 Mrd. USD im Vorquartal, inkl. Leasing; davon fast alles für Cloud und KI). Auch für die Zukunft sind weiterhin hohe Investitionen geplant. Darauf deutet neben den Kommentaren von CFO Amy Hood im Call auch ein Kommentar im 10-K Filing des Unternehmens hin, der von “steigenden Investitionen über die nächsten Jahre” in Infrastruktur und Ausbildung spricht. Die Investitionen sollen zu etwa gleichen Teilen in Rechenzentren und Servern/ Chips (CPUs, GPUs etc.) fließen. Laut Hood ist das Wachstum von Azure und KI derzeit durch die verfügbaren Kapazitäten begrenzt - dies soll sich mittelfristig ändern. Das Unternehmen ist zuversichtlich, was das Monetarisierungspotenzial von generativer KI angeht und nennt unter anderem die Fortschritte von Github Copilot oder Microsoft 365 Copilot als Beispiele.

Ein Blick auf die Ergebnisse einiger Schaufelhersteller im KI-Ökosystem bestätigt diesen Trend. Die jüngsten Quartalszahlen und Ausblicke von Unternehmen aus verschiedenen Teilen der KI-Wertschöpfungskette wie TSMC, AMD oder Schneider Electric waren sehr positiv. Auch wenn die “Killerapplikationen” im Bereich der generativen KI länger als erwartet auf sich warten lassen als gedacht, werden diese Schaufelhersteller auch in Zukunft von den hohen Investitionen profitieren. Das langfristige ökonomische Potenzial ist zu hoch, um jetzt nicht zu investieren.

Auch viele unserer Portfoliounternehmen dürften in den kommenden Jahren von den hohen Investitionen in die KI-Infrastruktur profitieren. Beispiele sind der Chipdesigner Alphawave Semi, das EDA-Softwareunternehmen Synopsys oder der Softwarespezialist Palantir mit seiner KI-Plattform (AIP). Das Potenzial dieser und vieler anderer unserer Portfoliounternehmen in diesem Bereich wird aus unserer Sicht derzeit noch unterschätzt.

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