“Teardown”-Event zu BYDs neuem Modell Seal

Aehr Test Systems BYD Hesai Group Soitec Stem Inc. Tesla

Am 2. November nahm unser Senior Research Manager Dr. Richard Buschbeck an einer Veranstaltung der Investmentbank UBS in Frankfurt teil, bei der die Ergebnisse eines “Teardowns” des neuen Elektroautos Seal der chinesischen Firma BYD vorgestellt und diskutiert wurden.

Dr. Richard Buschbeck beim “Teardown”-Event in Frankfurt am Main.
Dr. Richard Buschbeck beim “Teardown”-Event in Frankfurt am Main.

Was ist ein Teardown?

“Teardown” bezeichnet in der Automobilindustrie einen Prozess, bei dem ein komplettes Fahrzeug systematisch zerlegt wird, um es im Detail zu analysieren. Autohersteller tun dies, um Design, Produktionsmethoden, Kostenstruktur und Qualität von Konkurrenzprodukten besser zu verstehen, Schwachstellen in ihren eigenen Produkten zu identifizieren, Innovationen zu entdecken und ihre eigenen Entwicklungs- und Produktionsprozesse zu optimieren. Es ist eine weit verbreitete Methode, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen und die eigenen Produkte zu verbessern. Für uns als Investoren ist eine solche Analyse natürlich auch interessant, um die aktuelle Marktsituation sowie die Stärken und Schwächen einzelner Unternehmen besser einschätzen zu können. Im konkreten Fall wurde der Teardown von der Firma A2MAC1 durchgeführt, die auf diese Weise bereits tausende Autos von Herstellern aus aller Welt analysiert hat.

Warum ist BYD für 10xDNA relevant?

Wir haben BYD im Rahmen unseres Researchs eingehend analysiert. Auch wenn das Unternehmen derzeit nicht Teil des 10xDNA-Portfolios ist, ist es für uns dennoch relevant, da es direkt oder indirekt Einfluss auf mehrere unserer Portfoliounternehmen und weitere Investitionsentscheidungen hat:

  • Als direkter (und möglicherweise stärkster) Wettbewerber unseres Portfoliounternehmens Tesla; BYDs Seal spielt in der gleichen Fahrzeug- und Preisklasse wie Teslas Model 3.

  • Als großer Player im chinesischen und globalen Automobilmarkt, was u.a. für unsere Portfoliounternehmen im Bereich Siliziumkarbid (Aehr Test Systems, Soitec) und Lidar (Hesai) relevant ist, aber auch für unsere Markthypothesen zu Wasserstoffautos und E-Fuels.

  • Als einer der größten Batteriehersteller, was neben der Automobilindustrie auch unser Portfoliounternehmen Stem aus dem Energiespeichermarkt betrifft.

Was haben wir mitgenommen?

Im Folgenden möchten wir einige Erkenntnisse aus den Vorträgen und Diskussionen der Veranstaltung zusammenfassen.

  • Aufstieg von BYD: Obwohl BYD heute auch noch (hybride) Verbrennungsmotoren herstellt, hat sich das Unternehmen in der ersten Liga der Elektroautohersteller etabliert. Durch die konsequente Ausrichtung auf mehr Elektrifizierung und die schnelle Umsetzung von Innovationen erlebt das Unternehmen ein beeindruckendes Wachstum. Schon bald dürfte BYD Tesla, den derzeitigen Marktführer bei E-Autos, bei der Zahl der verkauften reinen E-Fahrzeuge überholen. Auch wenn aktuell das makroökonomische Umfeld die Nachfrage nach E-Autos dämpft, ist der grundsätzliche Trend Richtung Elektrifizierung des Straßenverkehrs ungebrochen. Unser Ausblick: Bis 2030 wird BYD wie Tesla zu den fünf größten Autoherstellern der Welt gehören.

  • Günstige Kostenstruktur: Bei den Produktionskosten von E-Autos hat sich BYD kontinuierlich verbessert und liegt nun fast auf dem Niveau von Teslas Model 3. Die A2MAC1-Experten führen dies unter anderem auf eine hohe vertikale Integration zurück, etwa bei den Batterien, sowie auf kontinuierliche Optimierungen, etwa beim Design der Bordelektronik im Vergleich zu Vorgängermodellen. Entsprechend dürfte BYD derzeit neben Tesla der einzige Volumenhersteller von profitablen E-Autos sein. Andere E-Auto-Startups und die klassischen großen westlichen Hersteller (z.B. Ford und VW) schreiben mit ihren E-Auto-Modellen insbesondere im Jahr 2023 nach den industrieweiten Preissenkungen hohe Verluste.

  • Performance und Preis des BYD Seal: Obwohl der BYD Seal dem Tesla Model 3 in einigen technischen Aspekten wie Ladegeschwindigkeit, Effizienz und Fahrerassistenzsystemen noch leicht hinterherhinkt, hat BYD in den letzten Jahren deutlich aufgeholt. Interessanterweise nutzt das Unternehmen, anders als Tesla, bisher auch keine Siliziumkarbid-Halbleiter in seinen Invertern. Da der Seal preislich jedoch vergleichbar oder je nach Ausstattung sogar etwas günstiger als das Model 3 ist, sehen wir in ihm einen ernstzunehmenden Konkurrenten für das Model 3. Wir erwarten, dass der Seal bei Kunden innerhalb und außerhalb Chinas sehr erfolgreich sein wird.

  • Große Herausforderungen für westliche Autohersteller: Traditionelle westliche Autohersteller wie VW, Ford und Stellantis stehen vor großen Herausforderungen. Obwohl die Hersteller ihre Elektroautos derzeit noch nicht profitabel produzieren können, müssen sie erhebliche Investitionen tätigen, um technologisch und kostenseitig zu den Marktführern wie Tesla und BYD aufzuschließen. Hinzu kommen nicht-finanzielle Herausforderungen wie starre Unternehmensstrukturen, die den Anpassungsprozess vom Verbrennungsmotor hin zum Elektroauto erschweren. Während sich BYD heute noch vorwiegend auf den heimischen chinesischen Markt fokussiert, arbeitet das Unternehmen bereits an einer globalen Expansion, u.a. nach Europa, was die Konkurrenzsituation weiter verschärfen wird. Aufgrund dieser Faktoren erwarten wir, dass fast alle großen westlichen Automobilhersteller in den kommenden Jahren Marktanteile an Tesla und chinesische Konkurrenten wie BYD verlieren werden.


Wir bedanken uns bei der UBS und A2MAC1 für dieses sehr interessante Event!


Einige der Kompenten des BYD Seal, die im Rahmen des “Teardowns” analysiert wurden.
Einige der Kompenten des BYD Seal, die im Rahmen des “Teardowns” analysiert wurden.

Jetzt zum Newsletter anmelden